Die Internationale

Die Pariser Sektion der "Internationalen Arbeiterassoziation" war maßgeglich an der Entwicklung der "Pariser Commune" beteiligt. Nach deren Zerschlagung 1871 schrieb Eugene Pottier "Die Internationale". 1888 wurde der Text von Pierre C. Degeyter für den Arbeitergesangverein vertont. Bald verdrängte "Die Internationale" die bei den Sozialisten Frankreichs gesungene "Marseillaise". Die heute im deutschsprachigen Raum verbreitete Fassung von Emil Luckhardt setzte sich in den zwanziger Jahren durch.

 

Text von Eugene Pottier (1871)
Übersetzung von Emil Luckhardt (1910)
Übersetzung der 4. und 5. Strophe von Erich Weinert (1959)
Musik von Pierre C. Degeyter (1888)

 

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein nichts zu sein, tragt es nicht länger!
Alles zu werden, strömt zuhauf!
 
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
 
Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun!
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündigt nennt man uns Knechte,
duldet die Schmach länger nicht!
 
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
 
Gewölbe, stark und fest bewehret,
die bergen, was man dir entzog.
Dort liegt das Gut, das dir gehöret
und um das man dich betrog.
Ausgebeutet bist du worden,
ausgesogen bis aufs Mark!
Auf Erden rings, in Süd und Norden,
das Recht ist schwach, die Willkür stark!
 
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
 
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste Partei'n.
Die Müssiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein!
Unser Blut sei nicht mehr der Raben
und der mächtigen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben,
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass!
 
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!

Abscheulich blähn sich diese Götzen,
die Herrn von Schacht und Eisenbahn.
Sie machten unser Blut zu Schätzen,
sie haben unser Gut vertan.
In Stahltresoren liegt's vergraben.
Wann machen wir die Rechnung glatt?
Das Volk will ja nur wieder haben,
was man dem Volk gestohlen hat.

Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
 
Die Herrscher machten uns betrunken.
Der Zauber muss zu Ende sein.
Drum werft ins Heer der Freiheit Funken!
Dann schläft es mit dem Kolben drein.
Wenn sie uns zwingen, die Barbaren,
Soldat zu spielen noch einmal,
wir werden unsre Kugeln sparen
für unsren eignen General.
 
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!